„Könntest Du vielleicht mal ganz kurz über meine E-Mail schauen?“
„Ah super, Du bist mit Deinem Teil der Projektarbeit schon fertig, dann kannst Du jetzt ja mir helfen…“
„Kannst Du heute Abend einkaufen gehen?“
Dies sind Alltagssätze, die wir in der Regel erstmal bejahen würden, oder? Wenn wir anderen eine Freude machen und sie unterstützen können, weil wir Ressourcen zur Verfügung haben, die ihnen gerade fehlen, machen wir das gerne. Das macht uns als soziale Wesen aus. Kritisch wird es allerdings dann, wenn auch bei uns "Ressourcenknappheit" herrscht. Stell Dir vor, Du bist gerade total im Stress und dann fällt Satz eins. Oder Du hast Dich beeilt, um mit Deiner Arbeit früh fertig zu werden, weil Du Dich auf einen entspannten Feierabend wünschst und dann bittet Dich Dein Kollege um Hilfe oder Deine Partnerin darum, den Einkauf zu übernehmen.
Vielen Menschen fällt es sehr schwer, an dieser Stelle „Nein“ zu sagen. Stattdessen verschieben sie freiwillig ihre persönliche Grenze. Machen sich vor, dass sie danach ja noch ihr geplantes Programm durchziehen oder es auf den nächsten Tag verschieben können. Die Bitte abzulehnen, käme einer sehr unsozialen Handlung gleich und so will ja wirklich niemand wahrgenommen werden… Insbesondere dann, wenn es keinen „echten“ Grund gibt und nur die eigenen Interessen im Wege stehen. Tatsächlich gibt es aber auch Menschen, die ihre eigenen Wünsche und Ziele so priorisieren, dass sie ihre Grenzen nicht überschreiten. Sie schützen sich und ihren eigenen Raum dadurch, dass sie „Nein“ sagen. Doch wie geht das? Versuche es doch einmal mit den folgenden 3 Schritten.
1. Schärfe Dein Bewusstsein für Deine Grenzen.
Im ersten Schritt ist es wichtig, Deine Grenzen wahrzunehmen und sie kennenzulernen. Überlege Dir, in welchen Situationen Du Grenzüberschreitungen im Alltag zulässt und in welchen es Dir leichter fällt, „Nein“ zu sagen. Schreibe diese Situationen möglichst detailliert auf, um Unterschiede zu erkennen. Vielleicht geschieht die Überschreitung von Grenzen häufig im privaten Umfeld, aber weniger bei der Arbeit oder umgekehrt. Vielleicht kannst Du zu bestimmten Menschen „nein“ sagen und zu anderen Menschen nicht. Wo liegen die Unterschiede?
2. Trainiere neue Handlungsmuster.
Wenn Du lange nicht „nein“ gesagt hast, solltest Du Dir zurechtlegen, wie Dein „Nein“ künftig aussehen könnte. Es wird Dir nicht von heute auf morgen plötzlich über die Lippen kommen. Nimm die Situationen, die Du im ersten Schritt gesammelt hast als Beispiel, um Dir zu überlegen, wie Du künftig reagieren möchtest, wenn jemand Deine Grenze zu überschreiten droht. Lege Dir auch einen Satz zurecht, der Dir den Raum verschafft, um Dir Deine Antwort zu überlegen. Vielleicht gibt es Situationen in denen Du nicht sofort „Ja“ oder „Nein“ sagen möchtest. Hier ist es hilfreich, einen „Abstandssatz“ zu trainieren, z.B. „Bitte gib mir kurz Zeit mir zu überlegen, ob ich Deine Bitte erfüllen kann/ möchte“.
3. Lege Dir eine Schutz-Visualisierung zurecht, die Dir dabei hilft Deine Grenzen zu verteidigen.
Stelle Dir doch einmal vor, wie Du Deine eigenen Vorstellungen, Deine Handlungen, Deine Freizeit und Freiheit, wie Deinen Garten mit einem Zaun schützt. Wenn Du wieder in eine Situation kommst, in der Deine Bereitschaft „Nein“ zu sagen auf die Probe gestellt wird, stelle Dir genau vor, wie Dein Zaun Dein Inneres schützt. Nimm Deinen Zaun in den Fokus und lass den ungebetenen Gast abprallen oder zumindest nicht ohne Einladung geradewegs in Deinen inneren Vorgarten stapfen. Vielleicht ist Dein Zaun in manchen Bereichen stärker, wie eine feste Mauer und in anderen Bereichen durchlässiger.
Du wünscht Dir einen Austausch zum Thema Grenzen setzen und möchtest dies gerne zum Thema in einem individuellen Coaching machen?
Du findest diese Tipps hilfreich oder hast eine andere Strategie, die Dir schon dabei geholfen hat, das Setzen von Grenzen zu lernen?
Melde Dich gerne bei mir. Ich freue mich darauf, von Dir zu hören.
Ich wünsche Dir viel Erfolg und Spaß beim Entdecken & Verteidigen Deiner Grenzen. Sei es Dir wert, Dich auf das zu fokussieren, was Dir guttut.
Alles Liebe & Focus On The Good
Deine Deborah
Du möchtest mehr zum Thema des Setzens von Grenzen lesen? Der Psychiater Klaus Blaser hat das Konzept der Ich-Grenze erforscht und das Buch „Sag Ja zum Nein sagen“ herausgebracht.
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